Netzsperren - So holt ihr euch ein Stück Internet Freiheit zurück

Wirtschaft
Netzsperren - So holt ihr euch ein Stück Internet Freiheit zurück

Ab heute ist es so weit, ein österreichisches Gericht zwingt die Providern, bestimmte Internetseiten zu sperren. Darunter kinox.to, movie4k und bald wahrscheinlich auch thepiratebay. Einige Handgriffe an den PC Einstellungen können euch jedoch wieder ein bisschen Internetfreiheit zurückbringen.

Zuerst möchte ich aber klarstellen: ich verwende die oben genannten Seiten selbst nicht (mehr). Und vermutlich sind sie tatsächlich illegal. Aber das freie Internet in Europa mehr und mehr zu zensieren führt unser freiheitsliebendes Denken bald ad absurdum. Um nur einige Einschnitte zu nennen: Recht auf Vergessen, Provider- bzw. Netzsperren, der britische Pornofilter, das Leistungsschutzrecht, ... Fast im Wochentakt wird unser Zugang zum Internet auf irgendeine bürokratische (und meist technisch absolute falsche) Weise eingeschränkt.

Und dass die Methoden nicht unbedingt gut wirken, zeigen die Ergebnisse. Der britische Zwang-Pornofilter ist höchst ungenau. Das Recht auf Vergessen lässt ganze Artikel verschwinden, nur weil irgendein Name in irgendeinem Kommentar vorkommt, der gar nicht zum Artikel selbst gehört. Und Spanien hat stinknormale, hundsordinäre Hyperlinks unter das Urheberrecht gestellt.

Zum Glück gibt es einige kleine Hilfsmittel, die zumindest kurzfristig wirken. Und vielleicht schaffen es unsere Politiker bis dahin, sich den einen oder anderen Gedanken über die Zukunft zu machen und ob wir dabei mitmachen oder dagegen ankämpfen wollen (letzteres gleicht natürlich einem wirtschaftlichen Selbstmord).

Wie kann man die europäische Internetzensur umgehen?

Google DNS/OpenDNS

Der DNS-Server ist dafür zuständig, einem Domain-Namen - z.B. kinox.to - eine IP-Adresse zuzuweisen, um dann den Inhalt von dieser Adresse laden zu können. Normalerweise verwenden wir den DNS-Server unseres Internetproviders. Diese unterliegen aber den nationalen Rechten, so müssen österreichische Provider nun Seiten wie kinox.to auf ihren DNS-Servern sperren. Manuell kann man jedoch auch andere DNS-Server wenden, wie eben Google DNS oder OpenDNS. Die Einrichtung am PC ist sehr einfach, noch besser ist es, wenn die Einstellung direkt am Router vorgenommen wird. Das ist aber vom Hersteller abhängig und ggf. komplizierter.

So lauten die DNS Server Google:

IPv4
8.8.8.8
8.8.4.4

IPv6
2001:4860:4860::8888
2001:4860:4860::8844

Solltet ihr Hilfe beim Einrichten brauchen, hilft eine kleine Suche oder diese Microsoft Beschreibung.

Google.com als Standardsuchmaschine einstellen

Oft werden länderspezifische Beschränkungen nur auf den Länderdomains von Google eingeführt. So ist beispielsweise google.com (noch) nicht vom Recht auf Vergessen betroffen, google.at und google.de aber sehrwohl. In Google Chrome könnt ihr in den Einstellungen google.com als Standard einstellen. Eine Anleitung hierzu findet ihr hier.

Natürlich kann auch in anderen Browsern die Standardsuchmaschine umgestellt werden, eine kurze Suche hilft da sicher weiter.

VPN verwenden

Ein sogenanntes virtuelles privates Netzwerk "tunnelt" eure Internetverbindung verschlüsselt in ein komplett anderes Land. Nach außen hin tretet ihr also auf, als ob euer Computer in diesem Land wäre. Für uns Europäer bietet sich die Schweiz an. Für knapp 40 Dollar im Jahr (das sind keine 3 Euro im Monat) könnt ihr euren gesamten Internetverkehr verschlüsseln und etwaige Beschränkungen einfach umgehen. Mein Favorit unter den VPNs ist derzeit PrivateInternetAccess.

(Solche Services werden übrigens auch in China eingesetzt, um die dortige Internetzensur zu umgehen. Europa, Demokratie, hm?)

Ärger kundtun, informieren, aufklären & meckern!

Noch haben wir alle auch ein Mitbestimmungsrecht, also auch die Möglichkeit, unseren Ärger mit diesen Regelungen kundzutun. Das Beispiel Europe vs. Facebook zeigt, dass nicht immer alles überbordend reguliert werden muss, sondern dass auch einfache Bürger etwas erreichen können. Dieses Beispiel sollte Schule machen und nicht Gesetze und Entscheidungen von Politikern und Richtern, die das Wort Internet gerade einmal schreiben können.

Die Zensur sollte das allerletzte Mittel sein und nur in Ausnahmen zur Anwendung kommen. Leider wird diese Ausnahme momentan zur Regel.

Und schließlich ein Wort an die Rechteinhaber selbst: Anstatt gegen die Zukunft anzukämpfen, könntet ihr sie mitentwickeln. Die Seiten, die hier gesperrt werden sollen, haben erst dazu geführt, dass ich heute monatlich für Musik-Streaming sowie Film- & Serienstreaming mehr bezahle als ich jemals an CDs und DVDs gekauft habe. Denkt mal darüber nach.

Links:

Permalink: https://to.ptmr.io/1pG885a